Familienaufstellung - kurz & knapp erklärt

In der Aufstellung werden zunächst die Mitglieder so angeordnet, wie es der innerlichen Repräsentation des Klienten entspricht. Das heißt, ein Klient positioniert die einzelnen Mitglieder seiner Familie so, wie er die Beziehungen zwischen den einzelnen Beteiligten und zu seiner eigenen Person aktuell erlebt. Auch für sich selbst benennt er einen Stellvertreter und stellt ihn auf. Seine innere, gefühlte Realität wird also äußerlich sichtbar gemacht. Die Personen, die dabei stellvertretend die Position einzelner Familienmitglieder einnehmen, erhalten vorher meist keine näheren Informationen darüber, wen sie repräsentieren. Sie fühlen sich in ihre Position ein und schildern aus dieser Perspektive, was sie augenblicklich wahrnehmen. Dies kann bereits zu erstaunlichen Situationen führen, wenn etwa die aufgestellte „Tante“ Äußerungen macht, die der realen Tante tatsächlich entsprechen. Der Klient beobachtet dabei das Geschehen zunächst von außen und kann später, gegen Ende der Aufstellung, seine eigene Rolle im Familiensystem wieder einnehmen.

Unsere Einstellung dem Leben gegenüber und unsere Sicht auf die Welt wird zu einem großen Teil von unserer Familie geprägt. Hier lernen wir die ersten Regeln und Normen. Manche dieser Regeln und Ansichten wirken seit Generationen und können unsere Gefühle und unser Handeln beeinflussen. Vieles davon ist uns nicht bewusst. Eine Familienaufstellung liefert ein neues Bild auf die eigene Familie und auf unsere Gefühle den anderen Mitgliedern gegenüber.

Die Stellvertreter der einzelnen Familienmitglieder schlüpfen zwar in die Position eines anderen Menschen, spielen jedoch kein Rollenspiel. Sie können in der ihnen zugewiesenen Perspektive frei wahrnehmen, was momentan tatsächlich in ihnen vorgeht, und dies auch äußern. Dies können z.B. Aussagen darüber sein, wer von den anderen Personen gerade im Weg steht, als zu nah empfunden oder als nicht zugehörig erlebt wird. Häufig erspüren die Teilnehmer in der ihnen zugeteilten Position Dinge, die sie in der Realität gar nicht wissen können, z.B. dass jemand fehlt oder dass die Beziehung zwischen Vater und Tochter in irgendeiner Form gestört ist. Die Aufstellung kann also dabei helfen, Klarheit über Muster innerhalb der Familie zu gewinnen, und über die Auswirkungen, die diese Muster aufs eigene Leben oder das Leben ihrer Kinder haben. Der Blick von außen auf leidvolle Erfahrungen, Tabu-Themen oder Glaubenssätze innerhalb der Familie kann dazu beitragen, selbst wieder in Balance zu kommen oder neue Entwicklungsschritte zu gehen.

Eine Familienaufstellung ist kein Allheilmittel und auch nicht bei jedem Thema indiziert. Zudem ist eine Aufstellung nicht mit Therapie gleichzusetzen. Sie kann aber Sinn machen, wenn Probleme vermutlich mit der Familie zu tun haben, bzw. einen vermuteten familiären Hintergrund haben. Wer eine Familienaufstellung machen möchte, sollte daher auch eine konkrete Frage haben. Fragestellungen oder Gründe für eine Aufstellung sind beispielsweise:

  • Unerklärliche, immer wiederkehrende Belastungen, Krisen, Trennung oder Scheitern von Lebensplänen
  • Vermutete Blockaden durch Glaubenssätze, die im Familiensystem gelten (Mach niemals Schulden! Eine Trennung ist Sünde! etc.)
  • Starke Schuldgefühle, Verpflichtungen oder Gewissensbisse, die nicht erklärbar sind.
  • Ein vermutetes oder tatsächlich erlebtes Trauma innerhalb der Familie, (sofern die Aufstellung Teil einer Psychotherapie ist)
  • Zerwürfnisse, Konflikte, Vermeidung von Kontakt mit Familienmitgliedern (oder anderen nahestehenden Personen)
  • Die Vermutung, bestimmte Krankheiten könnten mit der Familie zu tun haben
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Unerklärliches Gefühl vom Verlust eines Menschen, mit der Vermutung, einen verlorenen Zwilling zu haben
  • Selbstwertprobleme, sofern sie in der frühen Kindheit begründet sind.